Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weihnachten

Wie feiert man Weihnachten in China - das bin ich die letzten Tage mehrfach gefragt worden. Aber eine einheitliche Antwort kann man nicht geben. In den meisten Teilen Chinas ist dieser neue kommerzielle Trend noch nicht angekommen. In den Metropolen, in denen sich schon eine große Mittelschicht etabliert hat wird diese im Namen der Geburt Jesu aufgerufen den inländischen Konsum anzukurbeln. Wobei im Grunde eigentlich kein Chinese etwas von der Geburt Christi weiß, man sieht hier hauptsächlich die Variante vom Santa Claus, der Geschenke verteilt. Ganz so hat sich die Bescherung an sich aber auch noch nicht durchgesetzt. Es ist modern geworden sich gegenseitig zu Weihnachten zu gratulieren (oder ähnliche Formulierungen per SMS verschicken. Ungefähr so wie "Happy Thanks Giving" zwei Monate zuvor).

Nun, wir haben versuchte das beste daraus zu machen - ich für meinen Teil habe diese ganze Hektik auch nicht wirklich vermisst. An Heilig Abend haben wir unsere deutsche Kolonie bei uns zu hause zusammengesammelt und gemütlich echten deutschen Weihnachtstee getrunken.

Nunja, zumindest fast. Denn ich war gar nicht dabei. Ein paar Tage zuvor war ich mit meinen chinesischen Eltern essen und sie luden mich ins Theater ein. Aber nicht irgendein Theater sondern das neue Ei direkt am Tiananmen. Es war die Premiere, genau am 24.12. Es hatte jedoch nichts mit Weihnachten zu tun, das war wohl eher Zufall.

Freunde der Familie in der unglaublichen Kulisse

In dem Ei gibt es mehrere unterschiedliche große Säle. Dieses ist die Oper, die am Tag danach große Premiere hatte. Mit der Ausrede "Wir müssen unserem ausländischen Freund das mal zeigen" kamen wir nahezu überall durch :-D


Das Stück ging um eine chinesische Bänkerfamilie, die am Ende des 19.Jhdt die mit dem Umbruch der Zeit konfrontiert und eiskalt erwischt wurde. Einerseits wurde das damalige chinesische Bankensystem durch die westliche Konkurrenz in den Ruin getrieben, wobei ich auch nicht genau die Unterschiede zwischen dem chinesischen und dem westlichen System verstanden habe. Genau genommen habe ich auch nur das verstanden, was mit mein Vater übersetzt hat. Andererseits wartete die Tochter des Hauses 6 Jahre lang im Seidenpavillion (eine Art Familieninternes Gefängnis) auf ihren Verlobten, der dann mit einer neuen Braut um die Ecke kam: eine Chinesin, die in London studiert hatte und bereits westliche Kleider trug.
Am Ende war die Familie pleite und konnte nur gerettet werden, weil die Oma noch einen riesigen Schatz im Buddhistischen Altar aufgehoben hatte. Deutlich wurde auch warum sogar ein Mädchen aus reichem Hause zu den Kommunisten lief. Stichwort Gleichberechtigung.



Abends wieder zu hause angekommen, traf ich ungefähr in der Aufbruchstimmung meiner Kollegen ein. So konnte ich mich dann immerhin noch in Ruhe eine viertel Stunde per Internet bei der Bescherung im trauten Heim einklinken, bevor ich totmüde ins Bett fiel.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Auf dem letzten Foto: Brille, Brille, und nochmal Brille! ;-D
Was für eine harmonische Familie! Einfach Herrlich!!

uLi hat gesagt…

wer hat denn das ge (be) merkt??? :-))
uLi

Vera hat gesagt…

Haha, auch wenn du das wahrscheinlich schon öfter gehört hast: deine Brüder kannst du nicht verleugnen ;-)
Ich wünsch dir nen guten Rutsch!
Vera